Ein Leben ohne Stottern – Unsere Philosophie
Wie wir das Stottern betrachten – und es angehen. Unsere Philosophie.
Liebe Besucherinnen, liebe Besucher,
hier an dieser Stelle möchte ich ein paar Fakten rund um das Thema Stottern, und Allgemeines über Stottertherapien schreiben. Mehr als 800.000 (1 % der Bevölkerung) Menschen in Deutschland stottern. In der logopädischen Ausbildung wird nach Charles van Riper (1905- 1994) gelehrt. Herr van Riper war bis zu seinem Lebensende ein Stotterer. In den 40´er Jahren fing er an, seine Sprachtherapien zu entwickeln. Bis heute kam nichts Innovatives hinzu. So erklärt sich auch die Aussage, die Du wahrscheinlich auch schon gehört hast: „Wer einmal stottert, stottert, Du musst damit leben.“ Dieses ist ein Zitat von van Riper. Das Ziel der Logopädie ist also nicht Stotterfreiheit. Dieses wird meiner Meinung nach nicht ausreichend mit dem Patienten kommuniziert. Viele Institutionen arbeiten nach diesem Modell, vielleicht etwas modernisiert, teils computerunterstützt. In der logopädischen Behandlung erlernst Du folgende Punkte:
- weicher Stimmeinsatz
- paradoxe Intervention (mit Absicht stottern um so seine Angst davor abzubauen)
- lockeres Stottern usw.
Bei Kindern kommen dann noch Froschwörter, Schlangenwörter und Pu-Wörter hinzu.
Kommt dir das alles bekannt vor?
Ich habe in meiner 34- jährigen Stotterkarriere ähnliches erlernen müssen, es ist sehr schwer, dieses in sein alltägliches Leben zu integrieren, ist das nicht so?
Wir verfolgen hier im SWT- Institut aber ein ganz anderes Ziel: Dauerhaft stotterfrei zu sein und das ist wirklich möglich.
In meinem Beruf als Tonmeister, hatte ich die Gelegenheit viele hochbegabte Schauspieler beim Training zu beobachten. Ich lernte von ihnen, machte beim Training mit, und studierte auf diversen Workshops die professionellen Sprech- und Atemtechniken genauer. Mein Leben veränderte sich langsam aber radikal, vorher wortkarg wurde ich zum Sprecher. Ich hatte richtig Lust viel mit anderen zu sprechen, zu diskutieren. Ich besetzte das Sprechen positiv, nicht mehr negativ.
Ich beschloss, auch für Andere einen Weg aus dem Stottern zu finden. Mein eigener Therapeut gewesen zu sein, war ein guter Grundstein dafür, genügte aber noch nicht. Es galt, den eigenen Weg zu objektivieren: Was half nur mir, was hilft auch anderen?
Eine überraschende Entdeckung dabei: Nicht im therapeutischen Bereich fand ich die effektivsten Methoden, sondern in der professionellen Stimmbildung für Sprecher, Schauspieler und Moderatoren. Schauspieltraining ist im SWT-Institut ein wichtiger Baustein. Aber auch Verhaltenstherapeutische Maßnahmen müssen durchgeführt werden. Wir sehen und behandeln das Stottern ganzheitlich. Viele Bereiche decken die drei exzellenten Schaupieler Ulrich Allroggen, Schauspielerin Sonja Hurani und Emily Seidel ab. Wir arbeiten überwiegend nach den Lehren von Frau Prof. Kristin Linklater, eine Koryphäe in Sachen Stimmbildung, Sprache und Ausdruck.
Aus diesem Fokus ergibt sich ein etwas anderer Umgang mit unseren Klienten: Wir betrachten das Stottern nicht als rätselhafte Störung oder gar als Mysterium. Das flüssige Sprechen ist einfach eine Aufgabe, die es neu zu erlernen gilt. Wir klären darüber auf, was genau im Körper geschieht wenn man Symptome zeigt. Unsere Gäste sind hinterher total begeistert und hätten die Ergebnisse nicht für möglich gehalten.
Ganz wichtig ist es auch zu wissen, warum sind die Rückfallquoten nach einer Stottertherapie so hoch? Nach jeder Therapie die absolviert wurde, gibt es große Fortschritte die aber schnell wieder versiegen. Das haben viele unserer Gäste und ich selbst so erlebt. Aber warum ist das so? Hier fließen die neusten wissenschaftliche Erkenntnisse der Hirnforschung ein. Was verbinden wir mit dem Stottern? Hier lernt der Kursteilnehmer sich besser kennen. Muster werden erkannt und verändert. Ist es nicht interessant zu beobachten, dass es immer Situationen gibt, wo selbst starke Stotterer fast stotterfrei sind? Mit anderen Worten, dass Potenzial fließend zu sprechen ist vorhanden. Es liegt also nicht an den inneren Organen. Das Problem muss und ist ein anderes.
Wir modifizieren dieses Training je nach Altersstufe. Ein ganz entscheidender Punkt ist es auch, in kleinen Gruppen zu arbeiten. Jeder der schonmal an einem Kurs teilgenommen hat, wo mehr als 5 Kursteilnehmer anwesend waren, kann da nicht mehr von einem intensiven Arbeiten sprechen. Hier ein kleines Beispiel: 20 Kursteilnehmer, die Vorstellungsrunde dauert ca. 2 Stunden. So ging es Tag für Tag. Ich habe es selber genau so erlebt. So stellen wir uns das nicht vor.
Stottern ist wie ein Fingerabdruck, es ist äußerst komplex, jeder ist anders. Genauso arbeiten wir hier auch, das bedeutet: keine 08/15 Therapie. Schüler und Studenten haben beispielsweise oft die Situation, dass sie Vorträge oder Referate halten müssen. Hier werden wir ganz intensiv dran arbeiten, Tipps und Tricks erlernen. Fast täglich geht es nach dem Unterricht raus auf die Straße, mit Verkäufern oder Passanten sprechen. Das macht sehr viel Spaß, wenn man weiß wie es geht. Wenn auf einmal das Sprechen positiv besetzt ist bzw. eben als etwas Positives empfunden wird, passiert etwas mit uns. Bisher war das Sprechen negativ besetzt, nun drehen wir den Spieß um.
Liebe Leserin und Leser, nun haben Sie einen kleinen Einblick bekommen wie wir das Stottern angehen. Wie das im Einzelnen aussieht, finden Du hier.
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