In meinem Beruf als Tonmeister, hatte ich die Gelegenheit viele hochbegabte Schauspieler beim Training zu beobachten. Ich lernte von ihnen, machte beim Training mit, und studierte auf diversen Workshops die professionellen Sprech- und Atemtechniken genauer. Mein Leben veränderte sich langsam aber radikal, vorher wortkarg wurde ich zum Sprecher. Ich hatte richtig Lust viel mit anderen zu sprechen, zu diskutieren. Ich besetzte das Sprechen positiv, nicht mehr negativ.
Ich beschloss, auch für Andere einen Weg aus dem Stottern zu finden. Mein eigener Therapeut gewesen zu sein, war ein guter Grundstein dafür, genügte aber noch nicht. Es galt, den eigenen Weg zu objektivieren: Was half nur mir, was hilft auch anderen?
Eine überraschende Entdeckung dabei: Nicht im therapeutischen Bereich fand ich die effektivsten Methoden, sondern in der professionellen Stimmbildung für Sprecher, Schauspieler und Moderatoren. Schauspieltraining ist im SWT-Institut ein wichtiger Baustein. Aber auch Verhaltenstherapeutische Maßnahmen müssen durchgeführt werden. Wenn man bedenkt, dass die Kommunikation zu 55% non- verbal abläuft, ist das eine spannende Sache. Wir sehen und behandeln das Stottern ganzheitlich. Wir arbeiten überwiegend nach den Lehren von Frau Prof. Kristin Linklater, eine Koryphäe in Sachen Stimmbildung, Sprache und Ausdruck. Darüberhinaus fließen Techniken aus dem Bereich Schauspiel ein, indem wir situativ Alltagssituationen nachstellen/-spielen und Improvisieren üben. Außerdem unterstützen die Techniken aus dem Schauspiel auch gezielt dabei, eine geschulte Selbst-Wahrnehmung entwickeln zu können – eben ohne dabei zu „spielen“ oder sich zu verstellen.
Wir modifizieren dieses Training je nach Altersstufe. Ein ganz entscheidender Punkt ist es auch, in kleinen Gruppen zu arbeiten. Jeder der schonmal an einem Kurs teilgenommen hat, wo mehr als 5 Kursteilnehmer anwesend waren, kann da nicht mehr von einem intensiven Arbeiten sprechen. Hier ein kleines Beispiel: 20 Kursteilnehmer, die Vorstellungsrunde dauert ca. 2 Stunden. So ging es Tag für Tag. Ich habe es selber genau so erlebt. So stellen wir uns das nicht vor.
Stottern ist wie ein Fingerabdruck, es ist äußerst komplex, jeder ist anders. Genauso arbeiten wir hier auch, das bedeutet: keine 08/15 Therapie. Schüler und Studenten haben beispielsweise oft die Situation, dass sie Vorträge oder Referate halten müssen. Hier werden wir ganz intensiv dran arbeiten, Tipps und Tricks erlernen. Fast täglich geht es nach dem Unterricht raus auf die Straße, mit Verkäufern oder Passanten sprechen. ( nur keine Panik, dass wird schon laufen) Das macht sehr viel Spaß, wenn man weiß wie es geht. Wenn auf einmal das Sprechen positiv besetzt ist bzw. eben als etwas Positives empfunden wird, passiert etwas mit uns. Bisher war das Sprechen negativ besetzt, nun drehen wir den Spieß um.
Liebe Leserin und Leser, nun haben Sie einen kleinen Einblick bekommen wie wir das Stottern angehen.