Dirk
schrieb am 19. November 2019
um
16:00
Hallo Ole, hallo liebes Gästebuch,
mein Name ist Dirk, ich bin 33 Jahre jung und bin ein Weltenbummler in Sachen Sprachtherapien. Ole, wie ich dir schon damals gesagt habe, werde ich mich mal ausführlich bezüglich meiner Erfahrungen äußern. Und ich betone, es sind meine Erfahrungen!
Ich wurde schon im zarten Alter von 5 Jahren zu meiner ersten Logopäden seitens meiner Eltern „gezerrt“. Dort blieb ich bis ich 6 Jahre war. Soweit ich mich erinnern kann, spielten wir nur Spiele.
Um es ein bisschen abzukürzen, folgten 4 weitere Logopädinnen. Mit zunehmendem Alter änderte sich auch die Arbeitsweise der Logopädinnen. Bis ich dann lernen sollte, mit Absicht zu stottern. Das schien mir damals, ich war wohl noch zu jung, zu albern und widersprüchlich.
In späteren Jahren besuchte ich (Ja Ole ich weiß, ich soll hier keine Namen nennen) zum einen das Del Ferro Institut in Amsterdam, als auch das Greifenhofer Institut. Im Erwachsenenalter auch die KST (Kasseler Stottertherapie). Ich möchte hier gerne schildern, was ich dort erleben durfte:
Fang ich mal mit dem Del Ferro Institut an:
Wir waren 22 Leute in der Gruppe, im Alter zwischen 7- 59 Jahren. Wir erlernten die Anatomie der Atmung kennen, machten ein paar Übungen. Jeder durfte ein Satz sagen mit Hilfe dieser Atemtechnik. War eine Runde geschafft, waren ungefähr 45 Minuten vergangen.
Dieses ging dann in den ersten paar Tagen so. Als wir dann mal fragten, ob wir nicht einmal auf der Straße üben könnten, wurde uns mitgeteilt, dass wir das ja selbstständig machen könnten. Keiner der Therapeuten begleitete uns mit der Begründung: „Bei euch zuhause sind wir ja auch nicht dabei“. Der harte Kern von 7 Leuten, ich gehörte auch dazu, machten uns dann tatsächlich auf den Weg. Der Rest der Gruppe verkroch sich auf das Hotelzimmer.
Nach 10 Tagen war das ganze dann vorbei. Keine Leseübungen, keine längeren Übungsansätze. Ich fand das ganze sehr ernüchternd. Zum Umgangston möchte ich noch was sagen: Ich erlebte einige Male, dass Erwachsene Menschen regelrecht angeschrieen wurden, wenn sie mal gestottert haben. Du Looser waren Standardsätze. Ich habe zwei Mal erlebt, dass weinend erwachsene Menschen den Raum verließen.
Des Weiteren war ich im Greifenhofer Institut, damals noch in Paderborn.
Auch da war eine sehr große Gruppe unterschiedlichen Alters. Es gab da eine Hypnose CD, ich fand den Gedanken nett, man begibt sich in Hypnose, wacht wieder auf und das Stottern ist weg. Ich muss gerade selber grinsen. Wir mussten die Hände auf den Bauch legen und den Atem in den Bauch saugen. Dann mit herausströmender Luft sprechen (ist ja vom Prinzip her richtig). Ich fand die ganze Atmosphäre sehr unangenehm. Auch die Therapeuten waren nicht gerade feinfühlig und man hatte manchmal dieses Gefühl, man war denen egal. Es gab ein Tag der öffnen Tür. Da wurden nur die hinzugezogen, für die Besucher, die ihre Sache sehr gut machten. Alle anderen aus der Gruppe waren nicht eingeladen. Das Stoss, wie man sich denken kann, bei allen unangenehm auf. „Aha, man wollte nur positiv berichten können“.
Dann war da noch die KST.
Wie bei allen vorherigen, ist es auch eine Massenabfertigung. Man stelle sich da ein Raum vor mit vielen PC´s, wo man mit Hilfe eines Programms sein Redefluss kontrollieren kann. Am Anfang ja ganz nett. Es ist sehr gewöhnungsbedürftig mit dieser Art Sprechen zu lernen. Man muss sich das so vorstellen, dass die Vokale laaaaaang gezogen werden und von der Melodie ein auf und ab ist. Ja selbst der Institutsleiter befolgt seiner eigenen Strategie nicht (selber Stotterer). Wir gingen dann auch mal mit kleinen Gruppen auf die Straße um das erlernte zu üben. Da hat das dann auch Spaß gemacht, aber zuhause angekommen, ist es dann schwer. Klar, man hat zwei Möglichkeiten: Man stottert, oder man stottert nicht.
In diesem Falle, entschied ich mich für das Stottern. Weil ich mich daran gewähnt hatte? Ich weiß es nicht.
Die Unterbringung dort, gefiel mir auch nicht so richtig. Man war wieder in so einem kleinen Universum mit Gleichgesinnten, aber das richtige oder wirkliche Leben sieht nun mal anders aus.
In Bezug zu Logopäden möchte ich noch einiges loswerden. Erst einmal ist es natürlich unglaublich hilfreich, dass das von den Krankenkassen bezahlt wird, dass dumme dabei ist allerdings, das es bei vielen, nicht bei allen, nicht wirklich etwas bringt. Ich dachte mir schon in jüngeren Jahren: Irgendwie ist stottern kein logopädisches Problem. Ich finde das sehr tragisch und dramatisch Ich könnte jetzt ganz weit ausholen dafür die Gründe zu nennen, aber das sprengt hier den Rahmen nun wirklich.
Ich denke mal, es besteht ein so genanntes kommunikatives Problem zwischen Logopäden und Patienten. Um es mal vereinfacht auszudrücken: Der Logopäde lernt in seiner Ausbildung meistens nach „C. Van Riper“, ebenfalls ein starker Stotterer, dass man sich mit dem Stottern anfreunden muss, dass man da nichts daran ändern könne. Der Logopäde lernt einen damit zu leben.
„Desensibilisieren“ nennt man das. Die Familien wollen aber mit ihrem Kind genau das Gegenteil erreichen. Sind dann nach mehreren Jahren meist sehr enttäuscht.
Ich sage aber: MAN KANN EINEN GANZE MENGE MACHEN!!!!!
Ich weiß, dass Kinder beispielsweise sehr, sehr gute Chancen haben, wie Ole mir auch berichtete. Jugendliche meistens auch. Bei Erwachsenen ist es so, wahrscheinlich, dass sie immer in „Kontakt“ mit dem Stottern sein werden. Aber auch da, als Erwachsener, kann man so gut wie stotterfrei werden, ich habe es an mir selber und an anderen erlebt!!!
Ich kam vor ca. 2 Jahren, jetzt möchte ich mal von Ole und seinem SWT- Institut sprechen, ins SWT- Institut um mich mal mit Ole zu unterhalten. Sofort in den ersten Minuten spürte ich seine Leidenschaft, wie ich es kaum vorher erlebt hatte. Es überzeugte mich, dass wirklich individuell gearbeitet wird, keine Industrie, keine Massenabfertigung stattfindet. Es ist da alles recht gemütlich und warmherzig. Ok, die Räume sind gut durchlüftet, da Ole ein Frischluftfan ist, auch im Herbst Ich meldete mich dann noch mal für einen Kurs an, mein letzter Versuch überhaupt.
Ich erlebte in diesem Kurs das was ich vorher gespürt hatte, eine unglaubliche Leidenschaft und tolle Ansprache. Mit viel Geduld und eine große Prise Sportsgeist ging es dann täglich zur Sache. Ich war ständig gefordert In großen Gruppen geht man schnell mal unter, oder man kann sich zurückziehen. Das ist da nicht möglich. Wichtig und total toll finde ich die Möglichkeit auch nach dem Kurs weiter an sein Sprechen zu arbeiten, dieses ist ja im Kurs enthalten und ein wichtiger Baustein. Heute, nach gut 2 Jahren, kann ich sagen, dass ich fast perfekt sprechen kann. Nach unseren Kurs besuchte ich ein Rhetorik Kurs an der VHS, ein super Gefühl zu sehen, wie auch normal Sprechende einen Sprachkurs belegen. Ich erzählte denen dort anwesenden, dass ich mal ein recht starker Stotterer war. Große Fragezeichen in den Gesichtern.
Abschließend kann ich nur jeden empfehlen sich das alles Mal Vorort an zuschauen, sich mit Ole mal hin zusetzen. Er nimmt sich richtig viel Zeit für einen und sein Anliegen. Mir hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen! DANKE DIR OLE!!!!! Wir hören von einander…